Digitaler Produktpass: Transparenz entlang der Produktionskette
Transparenz für Verbraucher*innen Einkaufen wird erst dann wirklich nachhaltig, wenn wir wissen, was hinter einem Produkt steckt: Woher stammen seine Rohstoffe? Unter welchen Bedingungen wurde es gefertigt? Und wie hoch sind die dabei entstehenden Emissionen? Der Digitale Produktpass (DPP) soll auf diese Fragen Antworten liefern. Statt sich auf teils irreführende Umweltlabels zu verlassen, könnten Verbraucher*innen dann per Klick nachvollziehen, ob ein Produkt klimafreundlich produziert wurde, welche Materialien verarbeitet wurden und in welcher Form Reparatur, Wiederverwertung oder Entsorgung möglich sind. Damit wird Greenwashing deutlich erschwert und faire, nachhaltige Produktion belohnt.
Der DPP im Kontext der EU‑Produktpolitik Bereits im März 2019 wies die Europäische Kommission in ihrer Arbeitsunterlage „Sustainable Products in a Circular Economy“ darauf hin, dass der EU bislang ein übergreifendes Instrument fehlt, das nachhaltige Produktion und Verbrauch umfassend steuert und Verbrauchern verlässliche Produktinformationen bereitstellt. Zwar hat die Ökodesign‑Richtlinie in den vergangenen Jahren wesentliche Fortschritte bei Energieeffizienz und Materialeinsparung gebracht, doch zeigte die Bewertung der Kommission auch Lücken: Andere Umweltaspekte blieben unzureichend abgedeckt, und das Potenzial für weitergehende Verbesserungen wurde nicht voll ausgeschöpft. Hier setzt der Digitale Produktpass an: Er ergänzt bestehende Regulierungen, indem er die gesamte Lieferkette und den Lebenszyklus eines Produkts digital abbildet – von der Rohstoffgewinnung über Fertigung und Nutzung bis hin zu Recycling und Entsorgung.
Ein Motor für die Kreislaufwirtschaft Mit dem DPP entsteht erstmals ein Instrument, das Kreislaufwirtschaft nicht nur als Schlagwort, sondern als praktischen Prozess ermöglicht. Durch standardisierte, maschinenlesbare Daten zu Materialzusammensetzung, Reparatur‑ und Demontagemöglichkeiten lassen sich Strategien wie Predictive Maintenance, Remanufacturing und Recycling effizient umsetzen. Unternehmen können gezielt Rohstoffe zurückgewinnen und neue Geschäftsmodelle entwickeln, während Abfälle signifikant reduziert werden. So wird der Digitale Produktpass zum Schlüssel für eine ressourcen‑ und klimaschonende Wirtschaft.
Wettbewerbsvorteile für KMU Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind häufig als Zulieferer oder Verarbeiter in den Wertschöpfungsketten betroffener Produktgruppen eingebunden. Sobald der DPP schrittweise verpflichtend eingeführt wird, müssen sie produktbezogene Daten liefern können. Wer sich jetzt mit der Thematik auseinandersetzt, kann später die Dokumentation leichter in den Herstellungsprozess integrieren. Gleichzeitig eröffnen sich neue Marktchancen: Transparenz schafft Vertrauen bei Kund*innen und verschafft Zugang zu Förderprogrammen für grüne Produktion.
Online‑Infoveranstaltung im August 2025 Im Rahmen des Projekts „In|Die RegionWestfalen: Kompetenzregion für grüne Produktion“ findet am Freitag, 15. August 2025, 09:00–10:00 Uhr eine Online‑Session via Microsoft Teams statt.
David Rohrschneider und Paul Szabó‑Müller vom Institut für Informatik der Hochschule Ruhr West präsentieren dabei kompakt:
den aktuellen Stand der EU‑Regulatorik zum DPP,
praktische Anwendungsszenarien,
und konkrete Umsetzungs‑Tipps für KMU.
Anschließend besteht die Gelegenheit, Fragen direkt mit den Expert*innen zu klären. Darüber hinaus werden die Initiativen digital.zirkulär.ruhr und Circular Performer–Emscher‑Lippe ihre kostenfreien Tools und Unterstützungsangebote für Unternehmen in der RegionWestfalen vorstellen.
Teilnahme und Anmeldung Die Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung bis zum 13. August 2025 ist erforderlich. Die Förderung erfolgt durch Mittel der EU und des Landes NRW. Weitere Informationen.